Pflicht und Kür - die Fähigkeiten erweitern und erhalten
Im Rahmen eines Kunstwettbewerbs der Synagoge in Vöhl hat Christian Schnatz eine Stele aus Beton hergestellt.
Das Wettbewerbsthema lautet ERINNERN - WACHEN - ERLEBEN.
Neben dem sinnfüllenden Kreativprozess ist es auch die Aufforderung für ihn neue Wege zu gehen.
So nutzt er die Realisation von solchen Stücken immer auch für neue Arbeitstechniken. Es ist wie eine nahtlose Fortführung des Gestaltungsgedankens hinüber in die Arbeit mit der Hand und Werkzeug.
Schön ist, wenn das Kunstobjekt fertig ist und die Werkstatt verlassen hat, dass die damit verbundenen neuen Fähigkeiten nicht mitgehen, sondern bleiben.

Am Sockel der Stele war während der Ausstellung ein QR-Code angefügt, der zu einer speziell zugeschnittenen Information führt, was die Stele anbelangt.
Sie können die Information hier aufrufen.
 
 

Werkstattskizze

 
Gebündelt
35x22x151cm 120kg Betonfeinguss, Jute, Teer
• Zement heller Ausmahlung
• kulturelle Werkstoffe
• scharfe Kanten
Die Wahl des Zementes fiel auf einen mit heller Ausmahlung aus besonderer Klinkerbrennung. Für die Umbündelung wurde ein geteertes Tau aus der Schiffahrt verwendet, einer uralten Haltbarmachungsmethode zur Seewasserbeständigkeit.

Standort am Gustav-Hüneberg-Haus in Volkmarsen

 
• realistische Spaltwirkung
• getreue Abbiegung
Die Wölbungen des Spaltbereiches wurden an einem Holzmodell 1:1 abgenommen: klaffend spannungsvolle Spreizung unten und gerade auslaufende Flächen ab Eingriffsende des Keils.

Ausgangsskizze

 

Die Arbeit
Nachdem die Idee scharf umrissen war, musste Schnatz erkennen, dass die bisherigen Herstellungsansätze für Betonobjekte nicht ausreichten:
Wichtig war, dass das Ganze nicht als Aufbau- oder Modellierarbeit, sondern als kompletter Guss realisiert werden sollte. Kein Stückwerk. Und dabei noch einmal das Ziel, dass die Oberfläche nicht glatt, sondern strukturiert sein sollte, also eben doch wie eine Modellierarbeit.

Bronzeguss
So betrachtet ist man halbschrittig beim Bronzeguss angekommen, wo eine Urform modelliert und dann in einem Prozessschritt dünnwandig negativ abgeformt wird. Diese Form wird wieder positiv und ebenso dünnwandig aufgearbeitet. Dieses Positiv ist letztlich die Bronzehaut des Objektes. Die Form innen und außen ist verloren.

Warum nicht einfache Gipsabformung?
Wer die alkalischen Eigenschaften des Betons kennt, weiß, dass selbst eine ordentliche Trennschicht den Beton nicht abhält, den Gips anzugreifen. Macht man die Trennschicht dann zu dick, verliert man Details, Auch die Größe des Objektes macht die Arbeit mit Gips schwierig: Zum einen die starke Schwindung und dazu die Handhabung des Gewichtes.

"Nicht aus dem Nähkästchen."
Zutatenkaleidoskop
Ein vielversprechender Ansatz war dann eine Mischung der Materialien aus dem Bronzeguss, was Abfolge und Anordnung anging, mit einer Umkehrung.
Doch an dieser Stelle machen wir das Nähkästchen zu, denn man muss man schon mal im eigenen Sinne etwas für sich behalten.
Daher gibt es lediglich ein paar Bilder um den allegmeinen Formenbau und keine vom Abformprozess.
Ausschnitt Werkstattprozesse
  • FormbauGroßzügige Abstützung der Gussform.
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